
In den letzten Wochen wurden auf GitHub – einem bei Entwicklern weltweit beliebten Hosting-Dienst für Quellcode – mehrfach gefälschte Versionen bekannter macOS-Anwendungen entdeckt. Diese Fakes sind keineswegs plumpe Imitationen, sondern professionell umgesetzte Repliken populärer Programme wie VLC, BBEdit, SoundSource oder sogar Sicherheitssoftware wie Malwarebytes. Sie wirken authentisch, werden durch Suchmaschinen gut gerankt und animieren Anwender dazu, ahnungslos schädliche Software zu installieren – mithilfe von Admin-Passwörtern und Terminalbefehlen. Die Folge: Zugangstüren für Angreifer direkt in die Core-Komponenten von Unternehmenskritischer Infrastruktur.
Für CISOs, CIOs, CSOs und CEOs ist dieser Vorfall kein Nischenthema, sondern ein massives Warnsignal:
Was als technisches Detail erscheinen mag, stellt in Wahrheit eine akute Gefahr für die digitale Souveränität Ihres Unternehmens dar.
Denn hier verbindet sich Cybercrime mit Social Engineering auf eine perfide Weise – und nutzt dabei Schwächen in Public-Code-Ökosystemen und menschlichem Verhalten schamlos aus.
GitHub ist längst mehr als ein Code-Archiv. Es ist ein sozialer Marktplatz für Softwaredistribution – besonders im professionellen Kontext. Entwickler weltweit vertrauen auf GitHub-Repositories als „Single Source of Truth“. Dass dieses Vertrauen nun systematisch zum Einfallstor für manipulierte Software genutzt wird, markiert eine neue Dimension industrieller Spionage, Sabotage und Cybercrime.
Was diesen Fall besonders gefährlich macht: Die Repositories sind professionell aufgesetzt, nutzen adäquates Branding, gefälschte Publisher-Gütesiegel und beinhalten Videos, die Schritt-für-Schritt zeigen, wie die Anwendungen manuell (via Terminal) installiert werden – inklusive der Aufforderung, Admin-Passwörter einzugeben. Damit hebeln Angreifer zentrale Sicherheitsprinzipien von Apple-Systemen aus: die sogenannte „Sandbox“, die eigens entworfen wurde, um unkontrollierte Prozesse zu unterbinden.
Diese Angriffe sind keine Spielerei. Sie zielen auf Unternehmen. Sie zielen auf Daten. Und sie zielen auf Vertrauen – das wichtigste Kapital in einer digitalisierten Wirtschaft.
Der zweite erschreckende Aspekt dieser Bedrohung: Die gefälschten Anwendungen werden von Scammern mit typischen SEO-Techniken hochgerankt – eine Praxis, wie man sie sonst aus dem E-Commerce kennt. Wer also auf Google nach „macOS App + GitHub“ sucht, erhält oft bewusst manipulierte Suchvorschläge. Diese scheinbaren Treffer verweisen auf toxisch präparierte Fake-Repositories.
Insbesondere mittelständische Unternehmen, bei denen IT-Teams mit Open-Source-Komponenten oder Third-Party-Tools arbeiten, sind damit das perfekte Ziel. Es reicht schon ein einziges kompromittiertes System – etwa durch die unachtsame Installation einer vermeintlich legitimen App – und Angreifer erhalten Zugriff auf interne Entwicklungsumgebungen, Fileserver oder Zugriffstoken zu Cloud-Diensten.
Hier entsteht eine neue Art von Lieferketten-Angriff („Software Supply Chain Attack“), bei dem der Einfallspunkt nicht der Dienstleister ist – sondern der Entwickler selbst.
Das Grundproblem lässt sich mit einem Wort zusammenfassen: Vertrauen.
In digitalen Infrastrukturen vertrauen wir täglich auf Signaturen, Logos, Publisher-Namen – und in dem Glauben an deren Echtheit liegt das Fundament des Problems. Wer Apple oder Komponentenanbietern wie VLC, Malwarebytes, Figma oder sogar nicht-kommerziellen Tools wie Little Snitch vertraut, dem fehlt oft die Motivation für eine genaue Validierung der Quelle. Wenn dann noch GitHub als Quelle genannt wird – eine Plattform im Eigentum von Microsoft und weltweit genutzt – verschwinden die Warnsignale im Alltagstrubel. Genau hier greifen die Angreifer nun systematisch an.
Die gravierende Konsequenz besteht darin, dass solche täuschend echt wirkenden Apps – besonders wenn sie außerhalb des offiziellen App Stores bezogen werden – Zugang zu administrativen Ressourcen im Unternehmen erhalten. Selbst moderne EDR-Systeme (Endpoint Detection & Response) können durch das explizite Abnicken des Anwenders in manchen Fällen umgangen werden.
Das ist kein technischer Fehler. Das ist ein strukturelles Führungsproblem.
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist noch nicht restlos analysiert, welche Ziele die gestreuten Fake-Apps konkret verfolgen. Die Spanne reicht von klassischer Adware über Keylogger bis hin zu persistenter Spionagesoftware („Stalkerware“) und gezieltem Datendiebstahl in Unternehmensnetzwerken.
Doch bereits jetzt ist klar: Diese Aktion ist kein isoliertes Ereignis. Es handelt sich um eine konzertierte und strategisch angelegte Kampagne.
Wer über organisatorische Verantwortung im Bereich Informations- oder Unternehmenssicherheit verfügt, muss das erkennen: Hier beginnt kein technisches Problem, hier eskaliert ein Angriff auf die digitale Wertschöpfungskette selbst.
Daher braucht es Handlungsfähigkeit und keine Vertröstung durch „awareness“ alleine.
Viele Geschäftsführer und IT-Entscheider verlassen sich bei solchen Fragen reflexartig auf technische Abwehrmaßnahmen. Doch der Irrtum besteht darin, Security als ein Problem der IT-Fachabteilung zu betrachten. In Wahrheit ist das Thema eines der Führungsverantwortung:
Die Praxis zeigt: Unternehmen, die über klare Governance-Strukturen verfügen, reagieren nicht nur schneller auf solche Bedrohungen – sie sind auch resilienter im Wiederanlauf nach einem Vorfall. Die anderen zahlen mit Reputationsverlust, Ermittlungsdruck und – im schlimmsten Fall – Business-Kontinuitätsausfällen.
Aus Sicht von ProSec stehen bei diesem Thema drei Ebenen im Vordergrund, auf denen Sie dringend handeln sollten:
Entwickeln Sie mit Ihrem CISO und ProSec maßgeschneiderte Prozesse zur Validierung externer Softwarequellen. Dazu gehören:
Ein entsprechender Control Framework kann in wenigen Wochen mit ProSec fachbereichsübergreifend etabliert werden – inklusive Automatisierung und Audit-Fähigkeit.
2. Schulungen nicht als Pflichtübung, sondern als Sicherheitsstrategie
Ihre Entwickler sind in der aktuellen Lage systemkritisch. ProSec bietet maßgeschneiderte Awareness-Maßnahmen speziell für Entwickler-Teams, UX-Designer, CI/CD-Verantwortliche – also genau die Menschen, die typischerweise von solchen Fake-Repositories getäuscht werden.
Unsere Formate schließen reale Bedrohungsszenarien ein – angepasst auf Tech-Profile und Funktionsrolle. Ergebnis: keine trockene Theorie, sondern belastbares Sicherheitsverhalten im Alltag.
3. Incident-Response-Readiness: Die Krise ist nicht kalkulierbar – Ihre Reaktion schon
Wir helfen Ihnen, eine auf Ihr Unternehmen zugeschnittene, funktionierende Incident-Response-Architektur aufzubauen – realistisch, praxiserprobt, testbar. Vom Playbook über Fallanalysen bis zur forensischen Unterstützung im Ernstfall.
Und wenn Sie bereits kompromittiert wurden oder erste Anzeichen eines potenziell infizierten Repositories im Unternehmen entdeckt wurden, steht Ihnen unser ProSec-CERT (Computer Emergency Response Team) rund um die Uhr zur Verfügung – diskret, schnell, effektiv.
Die Bedrohung durch Fake-Apps auf Plattformen wie GitHub zeigt einmal mehr, wie dynamisch sich kriminelle Akteure an die neue Realität, Technologien und Arbeitsgewohnheiten anpassen. Wer darauf nur mit veralteten Sicherheitsaudits oder standardisierten Sensibilisierungen reagiert, wird zum Ziel – nicht zum Gegner.
CISOs, CIOs, CEOs und CSOs müssen bereit sein, Architektur, Prozesse und Sicherheitskultur neu auszurichten. Proaktiv, partnerschaftlich und strategisch. ProSec ist Ihr Sparringspartner in dieser Transformation.
Wir verwenden Cookies, und Google reCAPTCHA, das Google Fonts lädt und mit Google-Servern kommuniziert. Durch die weitere Nutzung unserer Website stimmen Sie der Verwendung von Cookies und unserer Datenschutzerklärung zu.